Die eigene Stimme finden (ERRRORR)
- Meva Elciyörük
- 5. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Ich habe heute einen kurzen Blogbeitrag geschrieben und dann einfach wieder auf den
d e l e t e -button gedrückt.
Es ging darin um die Zwecklosigkeit des Schreibens oder allen Tuns, die wir immer mehr kultivieren können. Und, dass das Leben dadurch so viel einfacher, bunter, freier, und kreativer wird.
Das war die eigentliche Kernessenz meines Textes. Und du wirst dich jetzt wohl fragen:
Warum habe ich sie dann gelöscht? Einfach so?
Nun, ich habe mich kürzlich vom Schreibstil einer Autorin inspirieren lassen und wollte einfach mit Worten spielen. Das hab ich auch getan und es hat wirklich Spaß gemacht.
Doch nachdem mein Text zu Ende war, ging es mir ganz schrecklich - der Blogbeitrag fühlte sich nicht, wie „meiner“ an, sondern vielmehr nach „ihrer“.
Ich glaube, es ist nichts falsch daran, sich von anderen Autor:innen, Texten oder Schreibstilen inspirieren zu lassen und sie in das Eigene zu integrieren. Wichtig ist es jedoch, den eigenen Ausdruck nicht zu verlieren und nicht zu einer schlechten Kopie von jemand anderem zu werden.
Ich meine: Man darf ruhig ein neues Kochrezept probieren und ein paar Zutaten weglassen oder ergänzen, ohne jedoch das Grundrezept zu verändern. Selbst, wenn man ein Rezept 1:1 nachkocht, schmeckt es immer anders. Das ist eben die persönliche Note des Einzelnen, der oder die es zubereitet hat.
Dasselbe gilt auch für das Schreiben. Und das erinnert mich gleich an Folgendes:
Vor ein paar Jahren musste ich mich mit dem Thema „Die Idee von Selbstbestimmung bei Platon“ befassen und dazu noch eine wissenschaftliche Arbeit abgeben. Aber der ganze Schreibprozess wollte mir einfach nicht gelingen. Jeder Versuch scheiterte und die Prokrastination machte es sich ganz gemütlich auf der Couch.
Erst nach einem Gespräch mit einer Freundin erkannte ich das eigentliche Problem: Ich hatte einfach Angst.
Es war meine erste, wissenschaftliche Arbeit an der Universität,
Ich hatte unbewusst den Anspruch, eine Arbeit zu schreiben, die gleichwertig zu der meines damaligen Professors war.
Also waren die Schattenfiguren im Sinne des platonischen Höhlengleichnisses erstmal entdeckt. Der Abgabetermin rückte immer näher. Und schließlich gaben mir die Worte meiner Freundin den letzten Anpfiff, endlich mit dem Schreiben zu beginnen: „Einen Professor XY gibt es bereits. Du hast jetzt die Möglichkeit, deinen ganz individuellen Ausdruck zu finden.“
So nahm ich all diese fremden Selbstbilder und Ansprüche von der Pinnwand ab und steckte die Aufschrift „MEIN persönlicher AUSDRUCK“ darauf.
Ich schrieb Tag für Tag - immer eine Seite. Der Witz des ganzen Prozesses war, dass ich die Themen Selbstbestimmung und Selbsterkenntnis anhand des Höhlengleichnisses erklärte und gleichzeitig meinen eigenen Erkenntisprozess zu einer möglichen Idee meines Selbstausdruckes beschritt.
Die Arbeit war zwar weder perfekt, noch wissenschaftlich korrekt zitiert. Aber ich bekam trotzdem eine 1. und eine Portion Weisheit auf meinem Weg.





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