Scham-los lebendig
- Meva Elciyörük
- 18. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Es ist schon einige Jahre her, dass ich das erste Mal mit dem Thema Scham in Berührung kam - nämlich im Rahmen unserer Abschlusspräsentationen zur psychologischen Beraterin, in denen eine liebe Kollegin ausführlich über dieses Thema sprach.
Nun, Jahre später ist die Scham präsenter denn je. Jedoch wird sie mir dieses Mal nicht von außen zugetragen, vielmehr meldet sie sich aus den Untiefen meines Seins und hält dort stur ihre Stellung.
Nach vielen Gesprächen, Reflexionen und Spaziergängen möchte ich nun ein paar Worte zur Scham schreiben. Ob mir dieser Versuch gelingen mag, ist jedoch zu bezweifeln - mich scham-los der Wunde der Scham und des Beschämtwerdens zu stellen und den damit verbundenen Themen ins Auge zu blicken, kostet mich wahrlich große Überwindung.
Zuallerst ist es notwendig zu verstehen, was die Scham überhaupt ist und welche Form(en) des Ausdrucks sie zu wählen vermag…
Aus der Präsentation meiner lieben Kollegin erinnere ich mich noch vage daran, dass die Scham und die Angst ähnliche Qualitäten aufweisen und sich in ihrer Essenz physiologisch ähnlich aufzeigen: zum Beispiel durch Erröten, Schwitzen, Händezittern, Übelkeit, Fluchtbedürnis usw. …
Doch die Scham kann noch viel mehr. Sie macht klein und hält klein und geht mit dem körperlichen Bedürfnis einher, sich zusammenzukrümmen und zu verstecken.
Für mich ist die Scham die Urwunde der Entwürdigung.
Damit verbunden ist/kann sie ein Indikator für tiefsitzende Traumata sein.
Sie ist auch der Raum, der sich auftut, wenn das eigene Idealbild mit dem gegenwärtigen Selbstbild in Diskrepanz stehen. In diesem Sinne äußert sie sich als Identitätskonflikt:
„So darf ich nicht sein…“
Logotherapheutisch betrachtet, kann die Scham als Ausdruck eines Wertekonflikts verstanden werden - dieser entsteht immer dann, wenn ein Mensch dazu gezwungen wird, zwischen den persönlichen Überzeugungen und den Erwartungen anderer zu wählen.
Scham ist blockierte Lebensenergie begleitet von dem unbedingten Glauben, dass etwas mit einem selbst nicht stimmt oder in Ordnung ist.
Sie birgt in sich höchste Anpassungsleistung bzw. ist das Fehlen von Authentizität.
Was ist meine persönliche Empfehlung? Sei scham-los lebendig!
Würdige die Scham.
Tanze, male, singe und schreibe! Gib der Scham einen kreativ-neugierigen Schwung! Dann kann die Energie wieder fließen.
Spiele mit der Scham: mach dich klein und mach dich groß und fühle den Unterschied.
Wisse: Alles darf sein! Und du bist vollkommen ok und liebenswert!
Unbedingt: Hole dir liebevolle Unterstützung, wenn die Scham auf Traumata beruht!
Viel Freude beim Ausprobieren!
Herzliche Grüße,
Deine Meva ;)
P.S.: Die Empfehlungen beruhen auf persönlichen Erfahrungen und haben keinen therapeutischen Anspruch. Sie dienen lediglich der Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung.





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