Thánatos - der griechische Gott des Todes
- Meva Elciyörük
- 3. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Kürzlich erreichte mich die Nachricht einer lieben Freundin, die vor einem Jahr eine Krebsdiagnose erhalten hat. Obwohl es ihr zeitweilig auch schon besser ging, schrieb sie dieses Mal nur:
„Es geht mir sehr schlecht.“
Ihre Mitteilung versetzte mich zunächst in eine kleine Schockstarre und dann spürte ich tiefe Trauer und Angst. Ich war in einem Zustand der Sprachlosigkeit und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Wie so oft, wenn ich mit Thánatos - dem Tod und der Vergänglichkeit - in Berührung kam, verschlug es mir wortwörtlich die Sprache. Das erinnert mich an die Zeit zurück, in der ich als Kundenberaterin in einer Bank tätig war und Menschen „verabschieden musste“, die mir am Herzen lagen:
Mal war es ein Arzt,
mal ein Pensionist,
mal ein vermögender Geschäftsführer,
mal der geliebte Mann einer lieben Kundin…
Jedes Mal saß ich schweigsam vor den Angehörigen und wusste nicht, was ich sagen sollte. In diesen Momenten kam mir jedes Wort überflüssig und trostlos vor. So reichte ich oft in der stillen Präsenz des Todes ein Taschentuch und durfte Zeugin von Trauer, Tränen, Abschied und Schmerz sein. Ja, diese Momente des Verlustes und Abschieds verlangten Präsenz - ein bedingungsloses
„Ich bin da“ und waren stets durchdrungen von Gegenwärtigkeit. Einer Gegenwärtigkeit, die den Raum trotz aller Trauer in Liebe und Dankbarkeit einhüllte - kraftvoll, jenseits aller Worte.
Und doch macht der Tod keinen Unterschied:
Er fragt nicht nach Herkunft, Alter, Leistung, Besitz, Geschlecht…
Er kommt unerwartet zu Ärzten, Pensionisten, Geliebten, Geschäftsführer…
Zu Jungen und Alten,
zu Menschen, die mitten im Leben stehen,
als auch zu Menschen, die schon lebensmüde sind.
Er ist radikal und zu allen gerecht.
Er ist die größte Ungewissheit, die uns alle mit Gewissheit betrifft.
Er ist die Endlichkeit, die unser Leben mit Sinn erfüllt und das Tor zur Unendlichkeit öffnet und uns stets daran erinnert: jeder Augenblick ist ein Geschenk!
Ps: Nachricht für meine liebe Freundin: Ich bin da.
Memento mori
Es schlägt die Stunde der Todesengel,
für ein jedes Erdenkind.
Stets still und zart im Hintergrund rauschend,
weht Vergänglichkeit im Seelenwind.
Sie zieht hinein in ihre dunkle Gruft:
ob alt, ob jung,
ob Freund, ob Feind –
jedes Wesen wird einst gehen,
auf der Brücke der neuen Himmelszeit.
Was bleibt, sind traurige Gewänder,
die jauchzend und weinend emporblicken,
und stets mit einem Dankesgebet im Herzen,
und einem Lobgesang,
Verabschieden das einst Vergangene,
im Lichte der ewig schimmernden Kerzen.
27.05.2025 - Meva Gülizar Elciyörük





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